NACHHALTIGKEIT UND VERPACKUNGSTECHNIK

Auch 2022 wird der Lebensmittel- und Online-Handel weiter wachsen. Und mit To-Go erleben auch Snack-Produzenten und Verkehrsgastronomie einen überdurchschnittlichen Aufschwung. Grund genug, sich die wichtigsten Verpackungstrends einmal näher anzuschauen. Vorab: Diese zielen vor allem in Richtung Megatrend Nachhaltigkeit. Denn Produzenten, Handel und Konsumenten erwarten eine gute Klimabilanz – auch im E-Commerce und in der Gastronomie.

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Nachhaltigkeit ist aktuell in der Gesellschaft stark in der Diskussion, auch in Bezug auf Verpackungen. Viele Lösungsansätze sind nicht neu. Sie scheitern jedoch zumeist an den bürokratischen Hürden. Oftmals sind viele Interessensgemeinschaften an diesen Themen beteiligt und müssen entsprechende Maßnahmen ergreifen bevor das große Ganze umgesetzt werden kann. Es geht jedoch viel einfacher. Laut dem statistischen Bundesamt wurden im Jahr 2019 bei privaten Konsumenten in Deutschland pro Kopf 72 Kilogramm Verpackungsmüll eingesammelt. Jeder sollte dies als persönlichen Anreiz sehen, und bei sich selbst klein anfangen und statt der Plastiktüte zum Beispiel die Stofftasche für den wöchentlichen Einkauf nutzen. Und haben Sie auch schon einmal darüber nachgedacht, wie Sie insbesondere in der Lebensmittelbranche nachhaltiger werden können?

Was lassen sich die Unternehmen aus Handel, Lebensmittel- und Verpackungsindustrie einfallen, um die Verpackungsflut zukünftig einzudämmen? Bei den Maßnahmen geht es in erster Linie um die Vermeidung und Reduktion (reduce), die Wiederverwendbarkeit (reuse) und die Wiederverwertbarkeit (recycle) von Verpackungen. Nicht zuletzt seit Inkrafttreten des Verpackungsgesetzes Anfang 2019 – und den in diesem festgeschriebenen, in manchen Materialfraktionen bisher kaum erzielbaren Recyclingquoten – hat das Bestreben, die Recyclingfähigkeit von Verpackungen sowie den Einsatz recycelter Materialien zu erhöhen, deutlich zugenommen. Für Kunststoff-Verpackungen werden aktuell vermehrt alternative Lösungen oder besser recyclingfähige Materialien eingesetzt. Ziel ist es, Wertstoffkreisläufe zu schließen und auf diese Weise Verpackungsmüll zu vermeiden. Gleichzeitig darf der Schutz der verpackten Produkte nicht außer Acht gelassen werden. Zudem ist es bei der Verpackungswahl wichtig, die Maschinengängigkeit der Materialien und die Convenience für den Konsumenten zu berücksichtigen.


Plastik ist im To-Go-Geschäft praktisch, sorgt aber auch für tonnenweise Müll. Verpackungsalternativen wie Holz, Pappe oder Bio-Kunststoff sind auf dem Vormarsc

Durch den Einsatz von cleveren Verpackungslösungen ist der Hebel der Hersteller viel größer als der des Endkonsumenten. Denn nicht nur die Verpackung, die entsorgt werden muss, kann eingespart werden, sondern auch das zum Verpacken verwendete Material. Die enge Zusammenarbeit von Verpackungsmaschinenherstellern mit der Lebensmittelbranche und den beteiligten Zulieferern gewährleisten ein nachhaltiges Ergebnis zum optimalen umweltschonenden Verpackungsprozess.
Das automatisierte Produktionsanlagen einfache und monotone Arbeiten sehr viel besser verrichten können als Menschen, ist durchaus bekannt. Gerade in anderen Branchen, bei denen es um die Bearbeitung von hochpräzisen Werkstücken geht, kommen solche Maschinen schon seit längerer Zeit zum Einsatz. Die Taktung ist höher, die Ausführung qualitativ hochwertig und lediglich das Austauschen von Werkzeugen oder anderen Komponenten stoppt den Produktionsprozess gelegentlich.
Der automatisierte Produktions- beziehungsweise Verpackungsprozess hat auch für die Lebensmittelbranche Vorteile. So lassen sich die Zugaben der verschiedensten Zutaten auf das Gramm genau entlang der Produktionslinie abstimmen, wodurch der Ausschuss an Lebensmitteln bereits frühzeitig erkannt und durch Optimierung der vorherigen Produktionsschritte minimiert werden kann. Ein weiterer Anwendungsfall ist die Qualitätsoptimierung durch den Einsatz von Robotern. So kann durch den Einsatz von Flexpickern bei der Formgebung ihrer Backprodukte eine gleichbleibende Qualität Ihrer Backwaren gewährleistet werden, wodurch wieder Ausschuss aufgrund von Qualitätsmängeln gespart wurde.

Einige Praxisbeispiele aus dem LEH

Die Rewe Group hat die umweltfreundlichere Gestaltung von Verpackungen in einer übergreifenden Strategie unter dem Motto „Vermeiden, verringern, verbessern“ verankert: Bis Ende 2025 sollen sämtliche Kunststoffverpackungen der Rewe und Penny Eigenmarken, die nicht vermieden werden können, recyclingfähig sein. Zudem wollen Rewe und Penny bis Ende 2025 insgesamt 20 Prozent weniger Kunststoff bei ihren Eigenmarkenverpackungen verwenden.
Aldi Nord und Aldi Süd verfolgen bei ihrer Verpackungsmission ebenfalls einen ganzheitlichen Ansatz. Vermeiden, Wiederverwenden und Recyceln stehen klar im Fokus. Bis Ende 2022 sollen alle Eigenmarken-Produktverpackungen recyclingfähig sein. Zwei Drittel sind dies bereits heute. Das Gesamtgewicht der Eigenmarken-Produktverpackungen soll bis zum Jahr 2025 um 30 Prozent im Vergleich zu 2015 reduziert werden.

dm drogerie-markt hat das Forum Rezyklat gegründet, um sich gemeinsam mit Partnern entlang der Supply Chain dafür einzusetzen, Wertstoffkreisläufe entlang des gesamten Wertschöpfungsprozesses und bei der Kundschaft aus Gründen der Ressourceneffizienz, des Umwelt- und Klimaschutzes zu schließen. Dies soll durch die Förderung des Einsatzes von Rezyklaten sowie der Verbesserung der Recyclingfähigkeit und nicht zuletzt durch eine bessere Verbraucheraufklärung und Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden erreicht werden.

Der Alltag der Kunden verändert sich – unser Essen auch.
Neue Trends für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie

Der moderne Mensch ist spontan, hat flexible Arbeitszeiten, ist ständig auf dem Sprung zum Bahnhof oder Flieger und möchte essen, wann, was und wo er will: To-Go-Produkte von Schnitzel bis Bowl, von Smoothie bis Power-Snack machen das möglich, egal ob im Restaurant, Supermarkt, im Freizeitpark, vam Bahnhof, Airport oder der an der Tankstelle.

Welche Vorschläge haben die Spezialisten der auf Lebensmittel und Getränke spezialisierten Unternehmensberatung?

Joachim Quantz ist Teil des F&B-Netzwerks und Experte für innovative Verpackungslösungen. Seit mehr als 30 Jahren unterstützt er die Food-Industrie bei Fragen zu Füllgut, Packstück, Retail- oder Transportverpackung. Hier stellt er die neuesten Trends kurz vor: 


Green Packaging

Wer umweltfreundlich verpacken will, kommt an Well- und Vollpappe nicht vorbei. Sie besteht aus fast 100 Prozent Recyclingmaterialien wie gebrauchter Wellpappe, Altpapier oder Kartonagen – Tendenz steigend. Die Fasern können bis zu 25-mal in der Papierherstellung eingesetzt und immer wieder zu neuer Wellpappe oder Karton verarbeitet werden. Zudem garantieren FSC-zertifizierte Papiere mit weltweit gültigen Standards eine nachhaltige Waldwirtschaft. Klimabilanz: positiv.

Alternativen

… gibt es inzwischen viele: Holz, Papier, Bio-Kunststoff oder Bambus. Kleine Holzschiffchen oder Holz- besteck lassen sich kompostieren. Mit Pappe und Maisstärke lassen sich selbst Coffee-To-Go-Becher kunststofffrei herstellen. Gerade abbaubares Bio-Plastik wird beliebter. Der große Nutzen: Es hat die hygienischen und optischen Vorteile herkömmlicher Kunststoffe und kann in großen Mengen hergestellt werden. Der Absatz von Bambus ist indes rückläufig seitdem vermutet wird, dass sich Bambus nur für kalte Gerichte wirklich gut eignet. Der schwedische Hersteller Duni setzt bei seinen Verpackungen auf Bagasse, ein Abfallprodukt der Zuckerproduktion. Die wasserfesten und geschmacksneutralen Behältnis- se können für kalte wie heiße Ge- richte und sogar in der Mikrowelle verwendet werden. Das Material ist komplett kompostierbar. 

Digitaldruck für Logistik und Entsorgung

Strich- und QR-Codes auf Verpackungen sind zentraler Bestandteil der Logistik. Sie sorgen für die eindeutige Kennzeichnung und Identifikation von Verpackungen aller Art und ermöglichen die effiziente Steuerung von Logistikprozessen. Mittels innovativem Digitaldruck können Verpackungen bereits während der Herstellung mit seriellen Bar- und QR-Codes bedruckt werden – entlang aller vier Paketseiten. Der Vorteil: Pakete müssen nicht mehr aufwendig gelabelt werden. 

Auch das Anbringen von durchdachten Entsorgungshinweisen kann im Vorfeld mit berücksichtigt werden. Diese unterstützen nicht nur die Verbraucher und können somit die Fehlwurfquote verringern, sondern tragen auch dazu bei, dass die Recyclingquoten erhöht werden können. Wie die Forschungsergebnisse und die Reaktionen zeigen, kann es nur eine Frage der Zeit sein, bis auf der Mehrheit der Verpackungen ein Entsorgungshinweis vorzufinden ist oder es eine allgemeine Regelung diesbezüglich gibt. Für Unternehmen besteht daher nun die Aufgabe zu analysieren, inwiefern Entsorgungshinweise auf ihren Produkten angebracht werden können 


Neue Design-Vielfalt

Der Weg zum Produkt führt über die Verpackung: Je wertiger die Hülle, desto wertiger erscheint den Kunden auch der Inhalt. Denn die Verpackung ist der erste und oftmals einzige physische Kontaktpunkt zwischen Produzent und Verbraucher. Ein Moment, der über die Markenwahrnehmung entscheiden kann. Die Ansprüche an attraktive, funktionale und nachhaltige Verpackungen sind höher denn je. Ob Gläser, Becher oder Kartons: Die fast grenzenlose Flexibilität der modernen Digitaldrucktechnologie macht es möglich, Verpackungen außen wie innen vielfarbig zu gestalten und zu „branden“. Auf diese Weise bescheren Online-Händler ihren Kunden einzigartige Auspackerlebnisse und vermitteln gleichzeitig ihre Markenbotschaft. 

 

Neue Materialien

Die potenzielle Verwendung von Material aus Abfällen oder Nebenprodukten aus der Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft für Verpackungen stellt einen weiteren Lösungsansatz dar. Noch stehen biobasierte Verpackungsmaterialien vor technischen Schwierigkeiten, die eine breite Marktakzeptanz verhindern (z. B. Rohstoffschwankungen, ein zu enges Verarbeitungsfenster im Vergleich zu den üblichen erdölbasierten Gegenstücken oder die Anpassung der Stoffübertragungseigenschaften). Doch essbare Beschichtungen und wasserlösliche Folien auf Basis des Algen-Biopolymers Natriumalginat oder durchsichtige Verpackungen für Tiefkühlkost aus dem Milchprotein Casein zeigen vielversprechende und neue Wege zur künftigen Müllvermeidung.

Unverpackt kommt immer öfter

Nachdem das verpackungsfreie Einkaufen vor einigen Jahren von jungen Startups zum Ladenkonzept erhoben wurde, versuchen sich inzwischen über 100 Stores daran, Nudeln, Reis, Cerealien und Hülsenfrüchte, Speiseöle und Essig, Milch und sogar Weine mittels Abfüllstationen und Mehrwegbehältern zu verkaufen. Auch im konventionellen LEH und in verschiedenen anderen Handelssparten stehen Strategien zur Vermeidung und Reduzierung von Plastikverpackung weit oben auf der Agenda, wie Einzelmaßnahmen aus den letzten Monaten zeigen:

Rewe, Edeka, M-Preis in Österreich, Alnatura u. a. bieten in ihren O+G-Abteilungen Veggiebags bzw. Mehrwegnetze an als Alternative zu den Knotenbeuteln aus Plastik. Edeka führte zudem ein Mehrwegsystem für die Frischetheken ein: Einmalig erwirbt der Kunde eine Mehrwegdose, in der Wurst und Käse über die Theke gereicht werden. Beim nächsten Einkauf gibt er sie, ähnlich dem Pfandglas, in eine Sammelbox im Markt und erhält seine Ware in einer frischen Box, während die gesammelten Gefäße nach der Reinigung wieder an der Theke zur Befüllung bereitgestellt werden.

Grundsätzlich ist die Idee der Abfüllstationen für lose Ware gut, aber sie muss eben auch Sinn ergeben in der Gesamtlogistik. Ein Regal dafür zu bauen ist nicht das Problem, sondern die erforderlichen Abläufe in den Griff zu bekommen. Zumindest bei den Bioläden steht die Wirtschaftlichkeit in den meisten Fällen noch in keinem Verhältnis zum Aufwand.

Und schließlich hakt es oft auch beim Verbraucher, der bekanntermaßen weniger konsequent handelt, als es ihm selber lieb wäre. Zwar geht aus einer Umdasch-Studie hervor, dass von 1.000 Befragten in Deutschland, Österreich und der Schweiz ganze 92 Prozent mehr Einsatz bezüglich nachhaltiger Alternativen am POS von Handel und Industrie erwarten und Möglichkeiten zur Wiederbefüllung von Verpackungen wünschen. Der Alltag zeichnet aber noch ein anderes Bild. Denn auch vom Kunden erfordert es erhebliche logistische Vorausplanung, und von One-Stop-Shopping kann dabei kaum eine Rede sein. Das Mehrweg-System in einen Tagesablauf einzuplanen verlangt, an den eigenen Gewohnheiten zu feilen. Das ganze nachhaltige Verpackungsthema ist ein Langfrist-Projekt.

Unser Beratungsprozess –
professionell und ganzheitlich

Unsere Kunden erwarten eine sorgfältige Analyse, eine unparteiische, fachkundige Beratung und einen frischen Blick „von außen“, um eine schnelle wirtschaftliche Verbesserung zu erzielen. Wie also verstehen wir Ihre Anforderungen und Wünsche richtig?

Mit unserem umfassenden Beratungsprozess verfügen wir über eine solide Basis für die Erreichung Ihrer Ziele. Verstehen – Beraten – Umsetzen – Begleiten: Das sind die vier Schritte, die wir gemeinsam mit Ihnen gehen.

Ihr Ansprechpartner:

Joachim Quantz

Experte für Lösungen im Produktions- und Verpackungsprozess
+49 6228 9139462  |   packaging@foodandwineculture.com
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